In der Stillzeit steigt durch die Milchbildung der Energiebedarf um schätzungsweise 500 kcal/Tag; das ist mehr als in der Schwangerschaft. Werden die zusätzlichen Lebensmittel abwechslungsreich ausgesucht (z.B. ein Mehr an Fisch, Gemüse, Obst, hochwertigen Pflanzenölen und Vollkornprodukten), lässt sich damit auch zugleich der gestiegene Bedarf an Mineralstoffen (z.B. Zink und Magnesium) und Vitaminen (z.B. B6, Vitamin E) decken.
Auch eine sogenannte ovo-lakto-vegetarische Ernährungsweise, also eine pflanzliche Ernährung plus Milch/-produkten und Eiern, ist bei sorgfältiger Auswahl geeignet, den erhöhten Nährstoff- und Energiebedarf in der Stillzeit zu decken. Eine ausschließlich vegane Ernährung in der Stillzeit wird nicht empfohlen. Möchten Sie sich trotzdem vegan ernähren, sollten Sie sich ärztlich beraten lassen. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (u.a. Jod, Vitamin B12) ist dann unbedingt notwendig.
Welche Produkte empfiehlt die Werbung, was ist sinnvoll?
Mit Werbesprüchen wie "speziell auf Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit abgestimmte Nährstoffe" und "liefert von Anfang an wichtige Nährstoffe für die Entwicklung des Kindes - unterstützt das Wohlbefinden der Mutter" werden Produkte beworben, die für Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit gleichermaßen passen sollen. Dabei unterscheiden sich die Nährstoffbedürfnisse des Körpers in diesen Phasen sehr. Die meisten Präparate enthalten einen "Rundumschlag" an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen, obwohl stillenden Frauen lediglich empfohlen wird, 100 µg Jod/Tag zusätzlich einzunehmen.
Alle anderen Nährstoffe können auch in der Stillzeit über eine ausgewogene Ernährung aufgenommen werden. Besonders bedenklich: Spurenelemente wie Selen und Zink sind in den Präparaten zum Teil in Dosierungen enthalten, die um ein Vielfaches über den Empfehlungen des Bundesinstituts für Risikobewertung liegen. Viele Produkte enthalten auch Eisen, das jedoch nur bei Vorliegen eines diagnostizierten Eisenmangels ergänzt werden sollte.
Darüber hinaus fallen die Angebote der Hersteller auch noch durch sehr hohe Preise auf: Häufig fallen Kosten von bis zu 1 Euro pro Tag für größtenteils überflüssige Produkte an.
Achtung: Seien Sie vorsichtig mit Nahrungsergänzungsmitteln während des Stillens. Das gilt besonders für Pflanzenstoffe und Koffein. Manche Substanzen hemmen die Milchbildung (z.B. Salbei, Pfefferminz, Hibiskus), andere gehen in die Muttermilch über (z.B. Johanniskraut, bestimmte Bitterstoffe wie Artischockenextrakt) und machen Ihr Baby schläfrig oder können zu Unwohlsein, Bauchschmerzen oder gar Krämpfen führen. Koffein ist häufig in "energiesteigernden" Produkten enthalten, z.B. mit Mate oder Guarana. Aber auch Nahrungsergänzungsmittel mit Grüntee oder Matcha enthalten Koffein. Achten Sie auf Hinweise der Hersteller zum Stillen auf der Verpackung oder auch auf dessen Internetseite. Im Zweifel fragen Sie lieber einmal mehr in Ihrer Kinder- und/oder Frauenarztpraxis nach.
Aussagen wie "Entgiften Sie die Muttermilch" für Mikroalgen wie Chlorella oder Spirulina sowie für andere Detox-Substanzen sind nicht nur falsch, sondern auch verboten. Wenn überhaupt, können potentielle schädliche Stoffe (und gleichzeitig auch die guten) nur im Darm "abgefangen" werden. Was schon im Körper bzw. Fettgewebe eingelagert ist, wird nicht entfernt.
Wie kann ich den erhöhten Jodbedarf decken?
Der Jodgehalt der Muttermilch ist abhängig von der Jod-Versorgung der Mutter über die Nahrung. Wichtige Quellen für die Jodversorgung sind Meeresfische, jodiertes Speisesalz sowie damit hergestellte Lebensmittel (wie z.B. Brot) und Milch- und Milchprodukte. Aktuelle Daten zeigen, dass die Jodversorgung der Bevölkerung immer noch nicht optimal ist bzw. momentan sogar eine rückläufige Tendenz aufweist. Daher wird stillenden Frauen empfohlen, zusätzlich zur jodreichen Ernährung 100 - 150 Mikrogramm pro Tag in Form eines Nahrungsergänzungsmittels einzunehmen.